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Dr.iur. Christoph
Blocher
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Christoph Blocher wurde am 11. Oktober 1940 in
Schaffhausen geboren als siebtes von elf Kindern.
Sein Vater war Pfarrer im zürcherischen Laufen
am Rheinfall. Nach der Volksschule, absolvierte er
eine landwirtschaftliche Lehre in Ossingen von 1955
bis 1959. Nach landwirtschaftlicher Praktika holte
er in den Jahren 1961 bis 1963 seine Matura nach
und studierte 1964 bis 1969 Rechtswissenschaften in
Zürich, Montpellier und Paris. 1971
promovierte er zum Doktor der
Rechtswissenschaften.
1967 heiratete er Silvia Kaiser, sie war
Lehrerin in Weinfelden, er Werkstudent und laut
eigenen Aussagen mausarm. Sein ganzes Hab und Gut
habe in einem kleinen, blauen Köfferli Platz
gehabt. Seine Frau habe den Brotkorb für die
Studentenehe gefüllt.
Die Ems-Chemie
1969 trat Christoph Blocher in die
Rechtsabteilung der Emser Werke ein. Vor der Geburt
des ersten Kindes suchte das Ehepaar eine Wohnung
und fand etwas Passendes in einem Neubau, eine
Blockwohnung in Feldmeilen.
Der kunstsinnige Chemiker Dr. Werner Oswald,
Gründer der Ems-Werke, dirigierte in alter
Manier sein Unternehmen aus der Ferne. Sein
Büro hatte er in Zürich, wo auch die
Rechtsabteilung war. Kulturelle Anliegen waren ihm
wichtiger als der Geschäftsgang seiner Firma.
Und seine Kinder taten es ihm gleich, sie
bekundeten kein Interesse an geschäftlichen
Dingen. Christoph Blocher fungierte als
Sekretär und Vertrauter von Werner Oswald. So
machte er eine steile Karriere und war schon ab
1972 Direktionsvorsitzender und Delegierter des
Verwaltungsrates der Emser
Werke.
Am 23. Februar 1979 stirbt Werner Oswald mitten
in einer Besprechung – die grosse Stunde des
Christoph Blocher hat geschlagen. Er kauft zusammen
mit Freunden, mittels Bankkrediten und geschickten
Verträgen den Erben Oswald das Unternehmen ab.
Böse Zungen behaupten, zu einem Bruchteil
allein des Immobilienwertes. Die Oswald-Erben waren
wohl zu bequem, den Wert des väterlichen
Imperiums selber zu bewerten ...
In der Folge baute er den chemischen
Gemischtwarenladen Ems-Chemie zielstrebig zu einer
modernen Industriefirma um. 1984 avancierte er zum
Präsidenten und Delegierten des
Verwaltungsrates der Ems-Chemie, nachdem er im
vorangehenden Jahr deren Aktienmehrheit
übernommen hatte. Nach seiner Wahl in den
Bundesrat übergab er die Firma in die
Hände seiner Tochter Magdalena
Martullo-Blocher. Heute ist die Ems-Chemie
der grösste Arbeitgeber im Kanton
Graubünden und eine Schweizer Industrieperle.
Ohne Christoph Blocher hätte das ganz anders
kommen können ...
Das grosse Geld
Der dynamische Unternehmer Blocher erhält
bald auch höchste gesellschaftliche
Anerkennung. 1981 wird er wird in den
Verwaltungsrat der Schweizerischen
Bankgesellschaft, SBG, gewählt. Als Blocher
1991 seine Kampagne gegen den EWR führt, wird
er aus diesem Gremium hinausgeworfen! Das muss
nachhaltige Narben in seiner Seele hinterlassen
haben. Wohl aus diesem Grund zählte auch
Marcel Ospel zu Blochers Freunden. Es muss Balsam
für Blocher gewesen sein, als der Bankverein
die SBG übernahm. (Offiziell sprach man von
einer Fusion, doch alle wichtigen Posten gingen an
die Leute vom Bankverein.) Marcel Ospel ernte mit
seiner Strategie des forcierten Wachstums für
die UBS viel Lob. Nach über 46 Milliarden
Abschreibungsbedarf entpuppte dieser sich Anfang
2008 als grösster Wertvernichter in der
Geschichte des Schweizer Finanzplatzes!
Blocher präsidiert bis Juni 1998 auch den
Verwaltungsrat Pharma Vision 2000 AG von Martin
Ebner und dessen BZ Trust. Von 1992 bis 1998 hat
der BZ Trust als Geschäftsführerin der
vier Ebner-Visionen (BK Vision, Pharma Vision, Gas
Vision, Stillhalter Vision)
Geschäftsführungshonorare von insgesamt
3070 Millionen Franken aus diesen vier
Kapitalbeteiligungsgesellschaften abgezogen.
Wären die Visionen dem Anlagefondsgesetz
unterstellt gewesen (Ebner nützte eine
Lücke in diesem Gesetz aus), hätten nie 3
Milliarden zu Lasten der Anleger herausgesogen
werden können.
Zusätzlich haben sich die je drei
Verwaltungsräte der vier Visionen von 1992 bis
1998 zusammen 153 Millionen Franken an
persönlichen Verwaltungsratshonoraren
auszahlen lassen. Zum Beispiel haben die drei
Verwaltungsräte der Pharma Vision, Christoph
Blocher (Präsident), Martin Ebner und Peter
Sjöstrand, von 1992 bis 1998 zusammen 67 Mio.
Franken an persönlichen VR-Honoraren
abgezweigt.
Nach dem Platzen der dot.com-Blase ging das
Ebner-Imperium pleite. Die Zürcher
Kantonalbank übernahm wohl auf politischen
Druck die Pharma Vision und integreierte dies in
die Firma Rentura. Am 18. März 2008 wurde
diese ganz still und leise liquidiert. Dagegen sind
die Machenschaften des Dreiländerfonds
schon fast eine Lappalie.
Im Lonza-Alusuisse Deal, wo der Konzern wieder
in Lonza
und Alusuisse
aufgespaltet wurde und die Alusuisse an die
kanadische Alcan verkauft wurde, haben Martin Ebner
und Christoph Blocher eine massgebliche Rolle
gespielt. Dass diese zwei dabei kräftig nicht
zu versteuernde Kapitalgewinne gemacht haben,
versteht sich von selbst. Ob Blocher im Deal der
ABB, als diese auf Druck von Ebner einen Teil an
die Alstom verkaufen musste, auch im Geschäft
war, darüber ist nichts bekannt. Doch sein
Geschäftsfreund Holenweger
dürfte seine dreckigen Finger ins Spiel
eingebracht haben. Später kam dann noch die
Übernahme der Sprengstofffabrik Dottikon, die
unter grossem Getöse ins Blocher-Imperium
einverleibt wurde. Auch bei diesem Deal war der
Immobilienwert weit grösser als die
industrielle Substanz.
Diese bekannten grossen Deals mit noch
grösseren Fragezeichen haben Blocher zum
mehrfachen Milliardär werden lassen. Nicht
sein ehrenwerter Einsatz für die EMS-Chemie,
das war nur der lobenswerte Anfang. Der Rest
Eigennutz, Gier und Machthunger!
und die
Instinktsicherheit, sich im richtigen Moment von
seinen Geschäftsfreunden zu trennen.
Die politische Karriere
Als Student half Blocher bei der Gründung
der bürgerlichen Studentengruppe Studentenring
an der Universität Zürich mit. Weiter war
er während seiner Studienzeit Präsident
der juristischen Fachschaft und Mitglied des
Grossen Studentenrates.
Neben der SVP hat sich auch die FDP um seine
Mitgliedschaft bemüht. Dazu meinte er in einem
Interview: «Die Freisinnigen wären in
Frage gekommen vom Gedankengut her. Ich habe
übrigens beim grossen Zugunglück in
Feldmeilen 1971 den FDP-Ortsparteipräsidenten
tot aus dem Zug geborgen. Wenige Tage zuvor hatte
er mich um eine Parteimitgliedschaft gefragt! Die
Leute von der SVP haben mir damals persönlich
am Besten gefallen, das waren Handwerker und
Bauern.» Dies ist wunderbar gesagt, aber eher
spielte da der Zürcher FDP-Filz jener Jahre
eine Rolle, dessen Devise war: Als Mitglied nehmen
wir jeden, etwas zu sagen haben aber nur die
Arrivierten! In der neugegründeten SVP mit
behäbigen BGB-Leuten boten sich für
Christoph Blocher viel bessere Chancen ... in
solchen Sachen ist Blocher zweifelsfrei
instinktsicher.
Von 1974 bis 1978 war er Mitglied des
Gemeinderates Meilen und gehörte 1975 bis 1980
dem Zürcher Kantonsrat an. Diese rasante
Karriere wäre bei der FDP in diesen Jahren nie
möglich gewesen! Von 1979 bis 2003 war er
Mitglied des Nationalrates, bis er zum Bundesrat
gewählt wurde.
In den Jahren von 1977 bis 2003 war Christoph
Blocher Präsident der SVP des Kantons
Zürich. Über Ueli Maurer, Adlat und
willfähiger Zögling, präsidierte er
indirekt auch die schweizerische Partei. Diese
konnte in dieser Zeit ihren Wähleranteil von
unter 10 Prozent auf knapp 30 Prozent steigern.
1982 gründete Blocher die Arbeitsgruppe
südliches Afrika (ASA), der er als
Präsident vorstand, und er hob deren
Kampfpostille, das «ASA-Bulletin», aus
der Taufe. Darin durften Militärs,
Rechtspolitiker und Wirtschaftsführer
wortgewaltig das südafrikanische Regime
rechtfertigen. Zum Beispiel die zentralen
Säulen der Rassentrennung. So zeigte das
«Asa-Bulletin» Verständnis für
den «Immorality Act». Dieser verbot unter
Androhung von Gefängnisstrafen jegliche
sexuellen Beziehungen zwischen Schwarzen und
Weissen. Verständnis und Rechtfertigung auch
für den «Bantu Education Act»:
Dieser verordnete, dass Schwarze nur getrennt von
Weissen unterrichtet werden sollten. Grund für
diesen Einsatz für das Apartheid-Regime waren
wohl die lukrativen Geschäfte, die sich mit
dem Unrechtsregime in Südafrika machen
liessen. Die Schweiz war ja nicht UNO-Mitglied (das
einzige mit wirtschaftlicher Bedeutung) und konnte
somit ungestraft die Wirtschaftssanktionen
umgehen.
Von 1986 bis 2003 war er Präsident der
Aktion für eine unabhängige und neutrale
Schweiz (AUNS), die von Gegnern eines
schweizerischen UNO-Beitritts gegründet wurde.
Nur folgerichtig, ein Beitritt zur UNO hätte
ja den Geschäften mit Südafrika ein Ende
bereitet!
Politische Erfolge und Niederlagen
1985 bekämpfte ein rechtsbürgerliches
Komitee um Blocher das neue Eherecht, das die
Gleichheit von Mann und Frau in der Ehe garantiert.
In der Volksabstimmung wird das neue Eherecht
allerdings angenommen.
1987 scheiterte Christoph Blocher als
Ständeratskandidat für den Kanton
Zürich an der Mitbewerberin Monika Weber vom
Landesring der Unabhängigen.
Seinen grössten politischen Triumph feiert
er 1992, als Volk und Stände den EWR-Vertrag
ablehnen. Bis zu seiner Abwahl aus dem Bundesrat
Ende 2007 war er nun der Angstgegner des
politischen Establishments.
Am 10. Dezember 2003 wurde Christoph Blocher mit
121 von 237 Stimmen knapp (bei einem absoluten Mehr
von 119 Stimmen und mit 5 Stimmen Vorsprung
gegenüber der amtierenden Ruth Metzler) in den
Bundesrat gewählt. Mit dieser Wahl erhielt die
SVP einen zweiten Bundesratssitz und sprengte die
sogenannte Zauberformel.
Am 12. Dezember 2007 wurde Eveline
Widmer-Schlumpf als Bundesrätin anstatt
Christoph Blocher gewählt. Die SVP heulte und
sprach von einem Komplott und Wahlbetrug. Seither
zerbröselt die SVP langsam ...
Der phänomenale Aufstieg der SVP
Die SVP war historisch eine staatstragende
Partei, welche in Bern, Zürich und in
Graubünden eine Rolle spielte. Erst seit
Blocher dazu kam, wurden die drei Themen «Nein
zur EU», «Ausländer raus» und
«Steuern runter» gesetzt. Dadurch wurde
die SVP zur Protestpartei. Blocher verstand es mit
seinen populistischen Parolen die Wähler am
rechten Rand abzuholen. Dazu besitzt er das Talent,
politische Sachverhalte mit kurzen, einfachen
Sätzen auf den Punkt zu bringen.
Als wirtschaftsliberale Partei, deren Exponenten
globalisierte Geschäftsbeziehungen haben, ist
es somit dem Blocher-Zirkel gelungen, die
Globalisierungsgegner abzuholen. Das ist ein
Spagat, der beeindruckt.
Der zweite Spagat macht die SVP zwischen
staatstragenden Regierungsmitgliedern auf allen
Ebenen und ihrer «Oppositionsrolle».
Solange man Erfolg hat, hinterfragt man den Erfolg
nicht. Doch wenn etwas schief läuft,
fällt man leicht ab der Rolle. Wahrscheinlich
ist die SVP nach der Abwahl von Blocher aus dem
Bundesrat orientierungsloser, als es die Exponenten
der Partei uns vorgaukeln.
Für Journalisten ist die Erfolgsgeschichte
der SVP ein Faszinosum, das sie mit dem Hinweisen
auf Fehler bei der FDP und der CVP zu erklären
versuchen. Die Debatte in den Medien drehte sich
somit nur noch um die SVP, was dieser Partei sehr
viel nützte.
Doch wenn man den geschäftlichen Werdegang
von Christoph Blocher kennt, bleibt nur der
Schluss, viel für die Schweiz geschwatzt, viel
Politk gemacht um ungehemmt in die eigene Tasche zu
wirtschaften. Seine Adlaten vergöttern ihn
deswegen, haben sie doch genügend grosse
Brosamen erhalten und dem Patriarchen der Schweizer
Politik alles zu verdanken.
Am 19. März 1994 betätigt Christoph
Blocher in Abwesenheit seiner Sitznachbarin Lisbeth
Fehr im Nationalrat auch deren Abstimmungsknopf. Er
wird sich wohl gewohnt gewesen sein, seine
Parteikollegen stimmten gleich wie er. Die
elektronische Abstimmungsanlage wurde darauf
umgebaut, so dass dies nicht mehr möglich
ist!
Dass Blocher und seine Partei generell kein
Gefühl für Recht und Anstand haben, zeigt
dies: Die Weltwoche publizierte ein Artikel
«Skandal: Wie die Finanzlobby den
Geldwäschebekämpfer fertig macht».
Moritz
Schriber, damals noch SVP Mitglied, orientiert
Frau
Brigitta Gadient von der nationalrätlichen
Geschäftsprüfungskommission über
seinen Fall mit ähnlicher Sachlage. Frau
Brigitta Gadient antwortet mit einem kurzen
Schreiben,
dankt für die interessanten Unterlagen,
allerdings beschränke sich die Untersuchung
der GPK auf die Umsetzung des
Geldwäschereiartikels. Schon früher hat
er seinen Fall Ueli
Maurer und Dr.iur.
Christoph Blocher unterbreitet. Diese haben
allerdings nie geantwortet
Gespannt warten wir auf den Prozess des
ehemaligen Blocher Geschäftsfreundes Holenweger
und der ganzen Affäre um die Bundesanwaltschaft.
Politisch hat die SVP in der Schweiz wenig
bewirkt. Ausser der Ablehnung des EWR ist ihr kein
wirklich bedeutender Abstimmungssieg gelungen. Auch
ihre Vorstösse in den eidgenössischen und
kantonalen Parlamenten hatten kaum je eine
Chance.
Atmosphärisch hingegen konnte die Partei
viel bewirken. Dank ihrer Polterei darf man heute
wieder stolz sein, Schweizer zu sein. Das modische
Schlechtreden der Schweiz von linkischen
Intellektuellen und Nachplappern hat Dank der SVP
ein Ende gefunden. Und die Problematik der
ungehemten Einwanderung einer wenig gebildeten
Unterschicht wurden erkannt. Obwohl
ursprünglich es die Klientel der SVP war,
welche das billige Arbeitkräftereservoir im
Kosovo erschloss! Auch hört man nicht mehr das
überaus linkische und dümmliche Argument
früherer Jahre, die Politik in der Schweiz sei
uninteressant!
Unter Blocher ist die SVP zur grössten
Partei der Schweiz geworden. Jetzt spaltet sich
diese, die besonnenen Kräfte werden die
bürgerliche Schweiz stärken und
wahrscheinlich mehr bewegen können, als die
blocherische SVP. Diese Einsicht dürfte der
Hauptgrund sein für die Annahme der Wahl durch
Eveline
Widmer-Schlumpf. Und, wer weiss, vielleicht
gibt es noch alte Rechnungen im Bünderland zu
begleichen
Man darf gespannt sein!
Meine
Meinung dazu >>
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