Beschattung durch Privatdetektive

Privatdetektive beschatteten fünf Monate lang Moritz Schriber

Moritz Schriber wurde am 10. Februar 1997 von der Rabo Investment Management entlassen, weil die zur Weiterführung eines Arbeitsverhältnisses notwendige Vertrauensbasis nicht mehr gegeben war. Als im Juli 1997 die Journalistin Gisela Blau Auskünfte zum Drei-Länder-Fonds wollte, fragten sich die Verantwortlichen der Rabo Investment Management wohl, woher diese detailliertes Wissen haben könnte. Sie erinnerten sich an Moritz Schriber und liessen ihn von einem Privatdetektiv beschatten.

Ab Ende Juli 1997 wurde er im Auftrag von Dr.iur. August Schubiger täglich observiert. Der Privatdetektiv Jürg Wüthrich und Mitarbeiter beobachteten ihn von morgens bis abends. Moritz Schriber war vorwiegend zuhause. Sein Gesundheitszustand war sehr schlecht. Er leidete schwer an Asthma. Ab und zu ging er nach Luzern, dort machte er Kopien. Er hatte immer viele Briefe und andere Post dabei. Dazu ging er auf das Arbeitsamt. Aber eigentlich war er nicht besonders aktiv. Wenn er längere Zeit nicht aus dem Hause ging, machten die Privatdetektive auch einen «Kontrollanruf». Das heisst die fragten ihn wie es ihm geht. Da begann Moritz Schriber zu erzählen, was ihm passiert ist. Er hatte ein grosses Mitteilungsbedürfnis, denn der grösste Teil seines Umfelds glaubte ihm ja nicht. Denn Geldwäscherei gibt es bei den Banken, respektive bankähnlichen Instituten nicht. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Doch aus den Äusserungen von Moritz Schriber wurden die Privatdetektive nicht ganz klug.

Zwei mal reiste er nach Zürich. Einmal traf er eine Mitarbeiterin von der Rabo Investment Management. Das andere Mal einen Herrn Bechtle. Das Gespräch wurde abgehört und ein Gesprächsrapport darüber verfasst. Drei Tage zuvor kontrollierten die Privatdetektive noch die Kehrichtsäcke, die zum Abtransport bereit standen. Darin konnten sie handschriftliche Notizzettel «sicherstellen».

Alles in allem eine wohl recht langweilige, doch sehr aufwändige und kostspielige Arbeit. Erst am 12. Dezember 1997 wurde es dramatisch. Es ergab sich so, man konnte Moritz Schriber beobachten, wie er zum Bahnhof Luzern ging und nach Zürich fuhr. Der Privatdetektiv konnte «zufälligerweise» sofort organisieren, dass man ihn begleitete. In Zürich ging Moritz Schriber in diverse «Sexlokale». Danach ging er wieder einmal Unterlagen kopieren. Später «verschob» er sich ins Manpowerhaus an der Löwenstrasse. «Zufälligerweise» ging der Privatdetektiv erst um 14 Uhr ins Café Litéraire Mittagessen.

Mortiz Schriber kommt um 14.30 Uhr mit Frau Babette Kienle, eine Personalvermittlerin von Manpower ebenfalls «zufälligerweise» ins Café Litéraire. Bei der Manpower haben die Berater keine Einzelbüros. Für Gespräche mit Kaderleuten braucht man aber einen intimen Rahmen. Obwohl das Gespräch schon lange abgemacht war, hatte man «zufälligerweise» an diesem Tag auch kein Besprechungszimmer frei.

Moritz Schriber erzählt der Peronalberaterin von seiner schwierigen Arbeitssuche. Sein Zeugins ist ja so, dass er sich erklären muss. Er übergibt der Personalvermittlerin auch diverse Unterlagen, die beweisen sollen, dass bei der Rabo Investment Management unübliche Buchungen vorgenommen wurden. Vielleicht erklärt er auch, dass ihm der Bezirksanwalt gesagt habe, Georg Kastl sei in Italien zu 24 Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil der Geschäfte mit der Mafia gemacht habe. Der dürfe nicht mehr nach Italien reisen, sonst würden die ihn sofort verhaften. Mit diesem Mann hätten seine Vorgesetzten Tomas Matejovski, Salomon Guggenheim und Dr.iur. August Schubiger Geschäftsbeziehungen gehabt. Es kann durchaus auch sein, dass er etwas durcheinander gebracht hat in der Aufregung, endlich konnte er jemanden seine unglaubliche Geschichte erzählen. Die Privatdetektive jedenfalls rapportierten in einer Weise, die Anlass zu einer Privatklage wegen Ehrverletzung gaben.

Dazu ist anzumerken, «zufälligerweise» ist der Privatdetektiv ein Kollege von Salomon Guggenheim. Der Mann von Babette Kienle ebenfalls «zufälligerweise» ein Kollege von Salomon Guggenheim, er war sogar «zufälligerweise» an der Hochzeit von Frau Babette Kienle eingeladen.

Rätselhaft bleibt, warum nach der Absage von Manpower in Luzern, in Zürich «zufälligerweise» ein grosses Interesse an Moritz Schriber zur Vermittlung bestand. Hatten die Personalvermittler in Zürich kein Vertrauen in ihre Kollegen von Luzern?

>> Die Prozesse gegen Moritz Schriber

>> Das Urteil im Prozess wegen Ehrverletzung


Kommentar

Ein bisschen viel Zufall, wenn man das so bedenkt. Fragen darf man sich, warum der grosse Aufwand betrieben wurde, um den ehemaligen Buchhalter zu beschatten. Offenbar wollte man unbedingt zu den vielen Klagen noch eine Ehrverletzungsklage einreichen können. Selbst Walter Fink forderte Tomas Matejovsky zur Mässigung auf, dies nach einem Verlgeich mit dem Focus über den Artikel über die Verbindungen des Drei-Länder-Fonds in die Schweiz

Hätte man Moritz Schriber ein anständiges Zeugnis >> ausgestellt, wäre der heute glücklich mit einer neuen Aufgabe beschäftigt und über die Geschichte wäre schon lange Gras gewachsen.

Meine Meinung dazu >>

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